16. Dezember

Tourette-Syndrom

Schätzungsweise 0,3 bis 0,9 Prozent aller Kinder haben das Tourette-Syndrom. Bei Jungen wird es etwa dreimal so häufig diagnostiziert wie bei Mädchen. Bei Erwachsenen ist die Häufigkeit noch einmal geringer.

Klara, Auszubildende bei der Wissenschaftsstadt Darmstadt und aktuell beim Sportamt tätig, hat das Tourette-Syndrom. Heute erzählt sie davon:

Tourette-Syndrom, was ist das eigentlich? Beim Gilles de la Tourette-Syndrom, kurz auch Tourette-Syndrom genannt, liegt eine Störung im Gehirn vor. Die Funktion der Basalganglien (Nervenzellen im Endhirn) ist aus dem Gleichgewicht geraten, wodurch eine Störung im Gehirn entsteht. Betroffene des Tourette-Syndroms haben sogenannte Tics, das sind Bewegungen und Geräusche die ungewollt zum Vorschein treten.

Wenn man vom Tourette-Syndrom hört, denken die meisten Menschen vermutlich an jemanden der Schimpfwörter brüllt. Vermutlich entsteht dieses Bild durch die Medien. Doch wusstet ihr, dass „nur“ etwa 10 – 20%  aller Tourette-Betroffenen diesen Tic haben? Die meisten Medien vermitteln nämlich ein komplett falsches Bild. Natürlich gibt es auch Betroffene die solche Tics in der Stärke haben. Aber viel typischer sind Tics wie z.B. das Zucken im Gesicht oder leichtere vokale Tics,  z.B. das Pfeifen oder ein leichter Ausruf wie beispielsweise „Ha“. Durch diese Einschränkungen haben es die Betroffenen im Alltag nicht immer leicht.

Da es schwierig ist pauschal vom Tourette-Syndrom zu reden, da es sich unterschiedlich auf die Betroffenen auswirkt und man natürlich auch andere Empfindungen hat, berichte ich im Anschluss etwas über mich und mein Tourette.

Es mag komisch klingen, aber ich könnte mir mein Tourette-Syndrom aus meinem Leben schon fast gar nicht mehr wegdenken. Natürlich wäre einiges einfacher und angenehmer ohne, dennoch ist es zu normal für mich geworden. Das bedeutet aber nicht, dass meine Tics mich nicht beeinträchtigen. Sie können anstrengend sein, sodass ich heiser werde oder Kopfschmerzen bekomme. Und auch in manchen Lebenssituationen kommen sie unpassend zum Vorschein z.B. dass ich eine Zeit lang meine Augen fest zusammenkneifen muss, wenn ich eigentlich eine Treppe heruntergehen möchte. Dennoch habe ich gelernt mit meinen Tics zu leben und mit ihnen umzugehen. Beispielsweise hilft mir Musik immer sehr gut, es ist ein guter Abregungs- und Beruhigungsfaktor für mich. In der Regel hilft mir dann einfach immer das was mich entspannt, weil sich mein Tourette-Syndrom dadurch auch entsprechend beruhigt. Oft hört man auch, dass sich Sport positiv auf die Tics ausübt. Ich selber konnte das für mich nicht so direkt feststellen, aber es gibt einige die berichten, dass Sport die Tics für den Moment verringert.

Aber wie kann man denn mit Leuten umgehen, die das Tourette-Syndrom haben? Jeder hat da sicherlich andere Empfindungen dazu, daher sollte man mit den Betroffenen direkt sprechen. Ich mag es zum Beispiel überhaupt nicht, wenn man übermäßig viel Mitleid mit mir hat, nur weil ich das Tourette-Syndrom habe, also ein allgemeines Mitleid wegen meinen Tics. Man soll mich einfach wie jeden anderen auch behandeln. Wenn man mal guckt, weil ich gerade einen Tick habe, ist das für mich persönlich in Ordnung, wenn es vielleicht ein oder zweimal vorkommt. Ich verstehe, dass es Leute gibt die neugierig sind. Aber andauernd sollte man nicht unbedingt gucken und vor allem auch nicht starren.

Es gibt Dinge die vielleicht bei vielen Betroffenen des Tourette-Syndroms gleich sind, aber eben auch vieles was bei einigen unterschiedlich ist. Daher ist es schwierig pauschalisiert über das Tourette-Syndrom und deren Betroffenen zu reden. Informiert euch doch gerne weiter über das Tourette-Syndrom, falls es euch interessieren sollte: hessenticser – Tic und Tourette-Syndrom-Gruppe in Hessen.