Immer noch viel zu oft werden Menschen mit Behinderung auf ihre Einschränkung reduziert. Eine Behinderung wird als Bürde betrachtet und die “betroffenen” Menschen sind ständig auf Hilfe angewiesen und stellen eine große Herausforderung für ihr Umfeld dar.
Dass diese Vorurteile selbstverständlich selten der Realität entsprechen, wissen diejenigen die tatsächlich mit Menschen mit Behinderungen zusammenleben. Schnell wird einem dann klar, dass nicht eigentlich die Menschen eine Behinderung haben, sondern dass sie durch ihre Umwelt behindert werden. Nicht Menschen, sondern Orte und Gesetze haben also “Behinderungen”.
Ein Mensch im Rollstuhl ist nicht behindert, wenn er oder sie zur Universität geht und überall teilnehmen kann, da es Rampen gibt. In einer Diskussion oder während der Prüfung, beim Kaffee mit den Kommilitonen unterscheidet sich diese Person dann nicht von den “Gehenden”. Eine gehörlose Person ist nicht behindert, wenn die Informationen in der Umwelt nach dem 2-Sinnes-Prinzip erstellt werden. Wenn diese Person jetzt am Bahnhof sitzt, in einer Zeitschrift liest und an der Anzeigetafel angezeigt wird, dass sich das Gleis für den Zug geändert hat, wird sie oder er genauso wie alle anderen zum anderen Gleis laufen. Selbstverständlich wird es trotzdem immer Momente geben, bei denen sich die individuelle Erfahrung (wie in diesen Beispielen die eigene Mobilität oder die Sinneswahrnehmung) unterscheiden, diese Differenz möchte niemand leugnen. Doch wenn die genannten Maßnahmen zur Barrierefreiheit nicht gegeben sind, wird die Umwelt zu einer Behinderung für diese Menschen und sie werden an der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen.
Bei Inklusion geht es daher auch darum Bestehendes so zu verändern und zu gestalten, dass alle Menschen umfassend teilhaben und mitmachen können. In einer inklusiven Gesellschaft gibt es kein “normal”. Behinderung gehört zur “Differenz” der Menschen untereinander, ohne dass sie die Gleichwertigkeit aller beschneidet. Inklusion ist ein Menschenrecht und Barrierefreiheit ist die Grundlage für eine inklusive Gesellschaft.