Ist Inklusion tanzbar?

Ein Gespräch mit Christa Kreis aus Groß-Umstadt

Christa Kreis ist die städtische Behindertenbeauftragte. Neben dieser Tätigkeit engagiert sie sich seit 15 Jahren in unterschiedlichen sportlichen Disziplinen als Trainerin. Seit drei Jahren leitet sie die Abteilung für Menschen mit Behinderung zusammen mit einem Kollegen. Dabei ist sie u.a. für die Betreuung der Übungsleiterinnen und Übungsleiter zuständig.

In Groß-Umstadt gibt es den Turnverein 1878 Groß-Umstadt mit über 1500 Mitgliedern und 13 Abteilungen. Dazu gehören Handball, Tennis oder Judo. Auch Menschen mit Behinderung https://tv1878.de/behindertensport können sich in unterschiedlichen Disziplinen hier sportlich betätigen. Die Struktur der Abteilung gliedert sich in den Schwerpunkt Rehasport sowie in den Bereich Behindertensport. Das Angebot umfasst drei Sportarten, nämlich Fußball, Gymnastik und Tanzen. „Ich leite die Tanzgruppe und wir sind hier in Groß-Umstadt fest integriert“, berichtet Christa Kreis. So tritt die Gruppe bei verschiedenen lokalen Gelegenheiten öffentlich auf. „Wir sind beim Johannisfest und beim Winzerfest dabei. Darüber hinaus auch auf Weihnachtsfeiern. Im Augenblick ist wegen der schwierigen Lage aber gar nichts los“, fügt die Übungsleiterin hinzu.

Die Abteilung Behindertensport des TV 1878 besteht aus etwa 50 Personen. Zusammen mit dem Reha-Sport sind in diesem Bereich in Groß-Umstadt etwa 300 Menschen sportlich aktiv. Christa Kreis ist in verschiedenen Sportangeboten aktiv. So gründete Sie bereits vor zehn Jahren eine Gruppe Turnen für Kinder mit Behinderung, hat hier aber die Führung mittlerweile abgegeben. „Beim Training habe ich immer auch Schülerinnen dabei gehabt. Eine von ihnen hat jetzt auch den Übungsleiterschein gemacht und das Kinderturnen übernommen.“ Dabei ist die Idee, dass ein Jahr lang weitere Schülerinnen und Schüler die Trainerin begleiten, um die Nachfolge im Training zu sichern. „Die kennen sich unter einander. Wo es passt, kommen sie dann dazu und betreuen mit“, erläutert Christa Kreis ihre Vorgehensweise.

Aus eigener Anschauung

Christa Kreis ist Mutter von fünf Kindern. Eine ihrer Töchter hat eine Behinderung. Im Umgang mit ihr und anderen Kindern mit Behinderung war ihr aufgefallen: „Musik lieben sie alle. Und da hab ich gedacht, na ja, da können wir doch was auf die Beine stellen.“

So gründete Christa Kreis die Abteilung Tanz. Vor Ausbruch der Pandemie trat die Gruppe nicht nur in Groß-Umstadt, sondern auch in anderen Gemeinden, etwa im benachbarten Dieburg auf. Musikalisch orientiert sich die Übungsleiterin an gängigen Genres. „Wir tanzen auf das, was gerade in ist. Das, was die Mitglieder bei der Arbeit im Radio hören, da weiß ich, dass es sitzt.“

Inklusion als Dauerbaustelle

Die Altersspanne der Tanzgruppe reicht von 17 bis 66 Jahren. Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Wohngruppen in Dieburg oder aus der Einrichtung Heidenmühle. Eine Mischung mit Tänzerinnen und Tänzern aus Groß-Umstadt selbst findet nicht statt. Dasselbe gilt für einen Versuch im Fußball. „Das kam nicht so gut an“, berichtet Christa Kreis. Das Thema Inklusion muss weiter beworben werden, um die Akzeptanz zu erhöhen, was  nicht immer so einfach ist, stellt Kreis fest. „Wir hatten mal ein Fußballturnier mit behinderten und nichtbehinderten Teilnehmern. Allerdings hat sich daraus nichts ergeben. Nach dem Spiel geht jeder wieder in seine Gruppe“, merkt Kreis an. Freundschaften oder dauerhafte Beziehungen sind als Ergebnis selten. Die Aktivität im Sport kann aber als Möglichkeit dienen, Verständnis für einander zu wecken.

Abschließend freut sich Christa Kreis auf ein Leben nach der Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen: „Gern hätten wir unsere Mitglieder in ihren Wohngruppen besucht, um mit ihnen vor Ort Sport zu machen. Aber das war aus Gründen des Pandemieschutzes nicht möglich. Deshalb hoffen wir, dass es bald mal wieder losgeht.“

Vergangene Interviews können Sie gerne hier nachlesen. Über die Kacheln gelangen Sie zu unseren bisherigen Interviews. Wenn Sie oder Ihr Verein auch interviewt werden möchten, so sprechen Sie uns gerne an

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Interview mit der deutschen Meisterin im Rollstuhltennis  Ela Porges und ihrem Vater Nico Porges.

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