Mit Behinderung ins Fitnessstudio?

Interview mit Frank Schäfer, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins in Hessen

Es gibt viele Sportarten, die im Freien stattfinden. Vom Rudern und Klettern, bis zum Fußball oder Tennis. Aber auch während der dunklen und kalten Jahreszeit kann man Sport machen, etwa im Fitnessstudio. Ein Vorteil daran ist, dass es draußen auch regnen oder schneien kann.

Auch Frank Schäfer, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins in Hessen, geht seit Langem ins Fitnessstudio. Diese Art von Sport hat für ihn auch noch einen anderen Vorteil: „Man kann im Freizeitbereich (als Blinder) nicht alles allein machen. Ich möchte durch den Wald joggen, dafür brauche ich eine sehende Begleitung. Ich möchte Tandemfahren, dafür brauche ich einen sehenden Fahrer. Im Fitnessstudio kann ich mich hingegen allein bewegen.“

Ein Fitnessstudio, in dem bei den Geräten die Gewichte mit Hilfe des Lochsystems verändert werden können, ist für diese Art von Unabhängigkeit sehr wichtig. Hier ist auch ohne sehende Hilfe ein hohes Maß an Eigenständigkeit möglich.

Dabei muss nicht unbedingt auf Leistung trainiert werden. Frank Schäfer etwa verfolgt beim Sport machen keinen Trainingsplan. „Ich habe das ganz nach Gefühl gemacht. Wenn ich merke, dass ich fitter werde, stecke ich den Stift von Loch 3 in Loch 4. So erhöhe ich das Gewicht“, beschreibt er seinen Trainingsalltag.

Frank Schäfer bewegt sich mit seinem Blindenstock zwischen den Geräten, wenn er sie wechselt. Dabei gab es noch nie Probleme mit anderen Besucherinnen und Besuchern des Fitnessstudios, berichtet er. „Manchmal steuere ich ein Gerät an, auf dem schon jemand sitzt. Ich stochere dann jemandem mit meinem Stock zwischen den Füßen rum. Aber es hat noch nie Ärger gegeben. Die Leute sind in der Regel sehr gut drauf“, erzählt er.

 Viele der regelmäßigen Besucher:innen kennen Frank Schäfer schon. Er hat gern einen Platz am Rand der Bank in der Umkleide und einen entsprechenden Spind. „Oft rücken die Leute, die mich vom Sehen kennen, zur Seite und überlassen mir den Platz, der für mich am einfachsten zu erreichen ist. Dabei ist aber auch wichtig, die Leute freundlich zu bitten. Dann klappt das sehr gut“, berichtet Schäfer, der, wenn er nicht gerade trainiert, in der Verwaltung des Landkreises Darmstadt-Dieburg als Vertrauensperson für Menschen mit Behinderung arbeitet.

In seiner Funktion als Vorsitzender des BSBH (Blinden- und Sehbehindertenverband Hessen) kennt Schäfer viele sehbehinderte und blinde Menschen. Der Kraftsport ist, seiner Einschätzung nach, bei dieser Nutzergruppe allerdings nicht so verbreitet, wie es sein könnte. Schließlich spricht die Möglichkeit, eigenständig zu trainieren, im Grunde dafür, dass viele Menschen aus dieser Gruppe in Fitnessstudios trainieren könnten.

„Ich habe aber auch schon gehört, dass es Leute gab, die Probleme hatten. In einer kleinen Stadt bei Frankfurt gab es den Fall, dass das Studio eine sehbehinderte Frau nicht trainieren lassen wollte. Da wurde dann gesagt, sie könnten nicht für die Sicherheit garantieren.“

Schäfer hebt hervor, dass eine gewisse Grundmobilität zur Nutzung eines Fitnessstudios dazu gehört, denn: „Es gibt ja nicht zu jedem Gerät ein Leitsystem. Ich muss in der Umkleide allein klarkommen und meinen Spind wieder finden.“

Der Vorsitzende des BSBH fasst die Vorteile, die für ihn überwiegen so zusammen: „Man kann allein hingehen, man kann gehen, so oft man will und man muss auch nicht 100 Kilo stemmen, wenn man nicht für einen Ringerwettbewerb trainiert. Es ist also möglich, sehr individuell zu trainieren, was mir sehr entgegenkommt.“

Abschließend bleibt festzuhalten: „Wichtig ist, dass der Körper in Bewegung bleibt, dass die Muskeln was zu tun bekommen und Bauch oder Wirbelsäule trainiert werden. Das muss nicht auf Leistungssport hinauslaufen.“   

 

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