In unserer Rubrik “Interviews rund um die Modellregion” möchten wir inspirierende Persönlichkeiten und spannende Geschichten zu inklusiven Sportangeboten und Initiativen vorstellen. Wenn Sie oder Ihr Verein auch interviewt werden möchte, so sprechen Sie uns gerne an

Wir tauchen dann mal ab

Interview mit Marko Bertges, stellvertretender Vorsitzender der VSG Darmstadt und Leiter der inklusiven Sportgruppe „Tauchen“

Vor über 70 Jahren ist der Verein für Sport und Gesundheit Darmstadt (kurz VSG) entstanden und mittlerweile der größte Verein für Rehabilitations- und Gesundheitssport in Darmstadt und im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Der Verein bietet in über 20 Gruppen Sport für Menschen mit und ohne Behinderung an. Es soll dadurch ein Ort geschaffen werden, an dem sich Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe begegnen und vielfältige Möglichkeiten für Sport, Bewegung und Freizeit finden. Dazu gehört auch die Sportgruppe „Tauchen“, die Marko Bertges leitet.

Wie Marko Bertges seine Leidenschaft fürs Tauchen zur Inklusion nutzt, hat er uns im Folgenden erzählt. „Mein Leben lang tauche ich schon sehr gerne“, stellt er zu Beginn fest. So lag es für den Tauchlehrer nahe, Beruf und Hobby miteinander zu verknüpfen. Zusätzlich wollte sich Bertges auch neben seinem Beruf als pädagogischer Angestellter auch ehrenamtlich engagieren. Dies kann er im Verein für Sport und Gesundheit in Darmstadt tun. Dort ist Marko Bertges seit ca. 20 Jahren ehrenamtlich tätig, vertritt den Verein mittlerweile stellvertretend als Vorsitzender nach außen und leitet die „Wasserflöhe“.

Marko Bertges hat täglich mit Menschen mit und ohne Behinderung in einer Schule als pädagogischer Angestellter zu tun. So kennt er die Bedürfnisse und Hürden von Menschen mit Behinderung sehr gut, ein Umstand, der ihm beim Sport hilft: „Sogar Menschen ohne jegliche Behinderung haben Angst davor, durch das Sauerstoffkabel anstatt über die Nase zu atmen“, erzählt der Tauchtrainer. Deshalb sei das Training für Menschen mit Behinderung nochmal herausfordernder, denn zur möglichen Angst kommt auch noch eine Beeinträchtigung, die unter Wasser zu mehr Unsicherheit führen kann. Diese Angst versucht Marko Bertges in eine Chance und ein positives Erlebnis umzuwandeln.

Das Engagement der Tauchgruppe besteht schon seit Jahren. Die Teilnahme an den Angeboten der VSG ist unterschiedlich hoch, wie es auch bei anderen Vereinen zu beobachten ist. Bertges meint dazu:  „Das Projekt wird mal mehr und mal weniger gut angenommen. Es gibt Menschen, bei denen längerfristig leider das Interesse am Tauchen verloren geht.“ Andererseits gibt es aber auch Teilnehmende, die sich sehr für diesen Sport begeistern und das Tauchangebot auf Dauer annehmen. Die letzten zwei Jahre waren für den Verein zusätzlich herausfordernd, denn physische Treffen waren nur eingeschränkt möglich. „Aufgrund der Corona-Pandemie war es bspw. durch Kontaktverbote nicht möglich, das Angebot für alle so aufrecht zu erhalten, wie gewünscht“, berichtet Bertges. Besonders bedauerlich war die Corona-Pause, weil 2017 ein großer Erfolg erreicht worden war.

Das Highlight war der zweite Platz beim Bundesfinale 2017 der goldenen Sterne des Sports in Berlin, bei dem der damalige Bundespräsident Joachim Gauck die Wasserflöhe auszeichnete. Der Preis ist die höchste Anerkennung für beispielhaftes gesellschaftliches Engagement im Breitensport in Deutschland. Wie Marko Bertges weiter ausführt, ist neben dem Spaß auch der Erfolg bei einem Wettbewerb sehr wichtig. „Generelles Ziel in einem Wettbewerb ist es, so weit wie möglich zu kommen, um zugleich mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen“, erklärt der Taucher. Zusätzlich ist für die Wasserflöhe das Preisgeld bei einem Wettbewerb notwendig, um erforderliches Equipment finanzieren zu können, weil die Ausrüstung sehr teuer ist. Kostspielig sind beispielsweise das Flaschenauffüllen sowie die Überprüfung und Abnahme des TÜV bei Tauchflaschen. Durch Wettbewerbe können zudem Sponsoren gefunden werden, die dann bei weiteren Projekten mit Geld helfen. Ähnlich geht es weiteren zahlreichen inklusiven Sportangeboten in Darmstadt und im Kreis Darmstadt-Dieburg, zu denen bspw. die VBSG-Griesheim e. V. und eine ID Mannschaft (Mannschaft des SV Darmstadt 98 für intellektuell beeinträchtigte Personen) gehören, beschreibt der Tauchtrainer die Situation.
Marko Bertges wünscht sich für die Zukunft, dass das Projekt weitergeführt werden kann und finanziell, auch durch Sponsoren, wächst. Hierdurch könnten bessere Angebote geschaffen und mehr Ausrüstung gekauft werden. Er wünscht sich weiterhin, dass sich noch mehr Menschen ehrenamtlich engagieren. Allerdings führt er aus, dass Veranstaltungen und Angebote in der „Freizeit“ stattfinden und dieser Mehraufwand auch eine Belastung für Ehrenamtliche darstellt. Dieser lässt sich auch in Bezug auf Bewerbungen sehen. Um sich zum Beispiel für einen Wettbewerb anzumelden, muss viel Papierkram ausgefüllt werden. Zudem müssen die Treffen frühzeitig geplant und Interessierte auf dem Laufenden gehalten werden.
Das Tauchprojekt erscheint interessant und abwechslungsreich. Es bleibt zu hoffen, dass zahlreiche Menschen dieses Angebot in Zukunft nutzen werden und somit auch das Projekt noch lange Zeit fortbestehen kann.

Text: Marcel Wilfert

Das ViiAS-Team wünscht für das Abtauchen weiterhin viel Spaß und Erfolg.

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Bei Fragen und Anregungen stehen ihnen die Verantwortlichen für dieses Teilprojekt gerne zur Verfügung.

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